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Zusätzliche Steuereinnahmen, neue Arbeitsplätze: Kunst und Kultur als Konjunkturprogramm

<p>Das Guggenheim Museum in Bilbao, das Weltwirtschaftsforum in Davos, zahlreiche europäische Kulturhauptstädte: Erfolgreiche Beispiele zeigen, das auch Kulturereignisse als Konjunkturprogramm wirken können. Voraussetzung: Das Konzept ist klar und auf Nachhaltigkeit ausgerichtet.</p>

Düsseldorf, 1. April 2009. Investitionen in Kunst und Kultur bringen nicht nur ein positives Image, sie können einer Region auch relevante Wirtschaftsimpulse versetzen. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Studie „Art Cities: Kunst und Kultur als Strategie zur Schaffung standortpolitischer Vorteile“ der Strategie- und Innovationsberatung Arthur D. Little.  In der umfassenden Untersuchung werden die wirtschaftlichen Auswirkungen kultureller Investitionen analysiert. „Bei professionellem Vorgehen können Kultur-Ausgaben erhebliche Beiträge zum Bruttoinlandsprodukt bringen“, fasst Stefan Höffinger, Studienleiter und Geschäftsführer von Arthur D. Little Austria, die Resultate zusammen. Erhöhte Steuereinnahmen durch eine steigende Anzahl von Besuchern, lokale Beschäftigungseffekte, ein verbessertes Image sowie eine starke Medienpräsenz – das sind wesentliche Effekte, die die Berater von Arthur D. Little feststellen konnten. Konkrete Beispiele belegen, wie stark die wirtschaftlichen Auswirkungen sein können.

  • Musterbeispiel Guggenheim Museum Bilbao

Der Bau des Museums kostete rund 132 Millionen €, der Mehrumsatz für die Region dank der zusätzlichen Touristen betrug kumuliert von 1997 bis 2007 knapp 1,9 Milliarden €. Rund 4.400 neue Arbeitsplätze entstanden durch das Museum, zusätzliche Hotels sowie eine neu entstandene kreative Industrie. „Die klare Strategie und nachhaltige Konzeption der Investition haben Bilbao zu einer Tourismusmetropole und einem Wirtschaftszentrum der kreativen Industrie werden lassen“, analysiert Stefan Höffinger. Die Arbeitslosenrate im Baskenland ist von 14,5 Prozent 1995 auf 9,5 Prozent 2005 gesunken – nicht nur, aber auch wegen der Stimulierung durch das Guggenheim Museum.

  • Musterbeispiel World Economic Forum Davos

Die Einnahmen für den Ort Davos betragen (abzüglich der Kosten) elf Millionen €, für die Schweiz als Land 24 Millionen €.  Für den Ort war das jährlich stattfindende Forum Motor für die Schaffung eines hochwertigen Hotel- und Gastronomieangebotes. Rund acht Prozent aller Nächtigungen entfallen auf die Veranstaltung, was in der Nebensaison eine besondere Bedeutung hat. Die lokalen Transportunternehmen erwirtschaften bis zu 20 Prozent ihres jährlichen Umsatzes in dieser Zeit. Experte Höffinger: „Davos zeigt, das eine moderate öffentliche Förderung eines solchen Wissensforums nachweislich ein Vielfaches an Nutzen für die Region bringt.“ Auch die meisten europäischen Kulturhauptstädte gingen als Gewinner aus ihrem Jahr der Kultur hervor. So konnten mit Ausnahme von Prag alle Kulturhauptstädte die Besucherzahlen deutlich steigern, Weimar (1999) sogar um über 50 Prozent. Zwar erfolgte häufig ein Rückgang der Nächtigungszahlen nach dem Kulturhauptstadtjahr, „in Folge steigen die Übernachtungen aber tendenziell über das Niveau vor der Investition in das Kulturereignis“, so Stefan Höffinger.  Wesentlicher Grund: Das kulturelle Angebot der Stadt wird für immer mehr Besucher zum Hauptmotiv für den Besuch. Um die Erfolgschancen zukünftiger Kulturhauptstädte zu optimieren, schlagen die Berater eine Verbesserung der Zusammenarbeit der Städte und tief greifende Evaluierungen vor. Positive Effekte erwarten sich die Unternehmensberater auch für das Projekt „Ruhr 2010“. Denn Kultur- und Industriefokus eines Standortes schließen sich nicht aus. Im Gegenteil: Durch Investitionen einer Stadt in den Kunst- und Kulturbereich wird ein weiterer Einkommenssektor aufgebaut. Schlüsselfaktoren für den Erfolg Allerdings: Ein Selbstläufer sind derartige Investitionen nicht, das hat die EXPO 2000 in Hannover deutlich gezeigt, die mit einem Defizit von 6,2 Milliarden € endete. Hauptursachen waren eine mangelhafte Planung und Fehlprognosen hinsichtlich Besucherzahlen und Ticketpreisen. „Um ein Kulturereignis auch wirtschaftlich erfolgreich zu machen, müssen mehrere Schlüsselfaktoren beachtet werden“, betont Studienleiter Höffinger. Dazu gehört unter anderem eine klare, transparent kommunizierte Strategie mit einer Mindestplanungszeit von drei Jahren, wobei Konzeption und Planung von Controlling und Erfolgsevaluierungen begleitet werden sollten. Eine Ansiedlung von kreativen Industrien sowie die Schaffung von „third places“ zur Freizeitgestaltung in Verbindung mit einer originellen Architektur sind wesentlich für die Nachhaltigkeit von Investitionen. Weiterer Erfolgsfaktor: Eine Konzentration auf Standortmerkmale und die Einbindung regionaler Besonderheiten, was eine einzigartige Positionierung ermöglicht und die Austauschbarkeit des Standortes verhindert. Gelungen ist dieses u.a. den Bayreuther Festspielen.

 

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Zusätzliche Steuereinnahmen, neue Arbeitsplätze: Kunst und Kultur als Konjunkturprogramm

<p>Das Guggenheim Museum in Bilbao, das Weltwirtschaftsforum in Davos, zahlreiche europäische Kulturhauptstädte: Erfolgreiche Beispiele zeigen, das auch Kulturereignisse als Konjunkturprogramm wirken können. Voraussetzung: Das Konzept ist klar und auf Nachhaltigkeit ausgerichtet.</p>

Düsseldorf, 1. April 2009. Investitionen in Kunst und Kultur bringen nicht nur ein positives Image, sie können einer Region auch relevante Wirtschaftsimpulse versetzen. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Studie „Art Cities: Kunst und Kultur als Strategie zur Schaffung standortpolitischer Vorteile“ der Strategie- und Innovationsberatung Arthur D. Little.  In der umfassenden Untersuchung werden die wirtschaftlichen Auswirkungen kultureller Investitionen analysiert. „Bei professionellem Vorgehen können Kultur-Ausgaben erhebliche Beiträge zum Bruttoinlandsprodukt bringen“, fasst Stefan Höffinger, Studienleiter und Geschäftsführer von Arthur D. Little Austria, die Resultate zusammen. Erhöhte Steuereinnahmen durch eine steigende Anzahl von Besuchern, lokale Beschäftigungseffekte, ein verbessertes Image sowie eine starke Medienpräsenz – das sind wesentliche Effekte, die die Berater von Arthur D. Little feststellen konnten. Konkrete Beispiele belegen, wie stark die wirtschaftlichen Auswirkungen sein können.

  • Musterbeispiel Guggenheim Museum Bilbao

Der Bau des Museums kostete rund 132 Millionen €, der Mehrumsatz für die Region dank der zusätzlichen Touristen betrug kumuliert von 1997 bis 2007 knapp 1,9 Milliarden €. Rund 4.400 neue Arbeitsplätze entstanden durch das Museum, zusätzliche Hotels sowie eine neu entstandene kreative Industrie. „Die klare Strategie und nachhaltige Konzeption der Investition haben Bilbao zu einer Tourismusmetropole und einem Wirtschaftszentrum der kreativen Industrie werden lassen“, analysiert Stefan Höffinger. Die Arbeitslosenrate im Baskenland ist von 14,5 Prozent 1995 auf 9,5 Prozent 2005 gesunken – nicht nur, aber auch wegen der Stimulierung durch das Guggenheim Museum.

  • Musterbeispiel World Economic Forum Davos

Die Einnahmen für den Ort Davos betragen (abzüglich der Kosten) elf Millionen €, für die Schweiz als Land 24 Millionen €.  Für den Ort war das jährlich stattfindende Forum Motor für die Schaffung eines hochwertigen Hotel- und Gastronomieangebotes. Rund acht Prozent aller Nächtigungen entfallen auf die Veranstaltung, was in der Nebensaison eine besondere Bedeutung hat. Die lokalen Transportunternehmen erwirtschaften bis zu 20 Prozent ihres jährlichen Umsatzes in dieser Zeit. Experte Höffinger: „Davos zeigt, das eine moderate öffentliche Förderung eines solchen Wissensforums nachweislich ein Vielfaches an Nutzen für die Region bringt.“ Auch die meisten europäischen Kulturhauptstädte gingen als Gewinner aus ihrem Jahr der Kultur hervor. So konnten mit Ausnahme von Prag alle Kulturhauptstädte die Besucherzahlen deutlich steigern, Weimar (1999) sogar um über 50 Prozent. Zwar erfolgte häufig ein Rückgang der Nächtigungszahlen nach dem Kulturhauptstadtjahr, „in Folge steigen die Übernachtungen aber tendenziell über das Niveau vor der Investition in das Kulturereignis“, so Stefan Höffinger.  Wesentlicher Grund: Das kulturelle Angebot der Stadt wird für immer mehr Besucher zum Hauptmotiv für den Besuch. Um die Erfolgschancen zukünftiger Kulturhauptstädte zu optimieren, schlagen die Berater eine Verbesserung der Zusammenarbeit der Städte und tief greifende Evaluierungen vor. Positive Effekte erwarten sich die Unternehmensberater auch für das Projekt „Ruhr 2010“. Denn Kultur- und Industriefokus eines Standortes schließen sich nicht aus. Im Gegenteil: Durch Investitionen einer Stadt in den Kunst- und Kulturbereich wird ein weiterer Einkommenssektor aufgebaut. Schlüsselfaktoren für den Erfolg Allerdings: Ein Selbstläufer sind derartige Investitionen nicht, das hat die EXPO 2000 in Hannover deutlich gezeigt, die mit einem Defizit von 6,2 Milliarden € endete. Hauptursachen waren eine mangelhafte Planung und Fehlprognosen hinsichtlich Besucherzahlen und Ticketpreisen. „Um ein Kulturereignis auch wirtschaftlich erfolgreich zu machen, müssen mehrere Schlüsselfaktoren beachtet werden“, betont Studienleiter Höffinger. Dazu gehört unter anderem eine klare, transparent kommunizierte Strategie mit einer Mindestplanungszeit von drei Jahren, wobei Konzeption und Planung von Controlling und Erfolgsevaluierungen begleitet werden sollten. Eine Ansiedlung von kreativen Industrien sowie die Schaffung von „third places“ zur Freizeitgestaltung in Verbindung mit einer originellen Architektur sind wesentlich für die Nachhaltigkeit von Investitionen. Weiterer Erfolgsfaktor: Eine Konzentration auf Standortmerkmale und die Einbindung regionaler Besonderheiten, was eine einzigartige Positionierung ermöglicht und die Austauschbarkeit des Standortes verhindert. Gelungen ist dieses u.a. den Bayreuther Festspielen.